Herausforderungen und Chancen der Schweizer Fertigungsindustrie
Eine Umfrage mit Swissmechanic, Swissmem und tecnoswiss
Die Herausforderungen, mit denen Schweizer Fertigungsunternehmen sich konfrontiert sehen, werden nicht kleiner. Eine Umfrage bei den drei Trägerverbänden der Messe Innoteq – Swissmechanic, Swissmem und tecnoswiss – zeigt jedoch auch Chancen und positive Nachrichten, die der Branche Mut machen sollen.
Die Fragen beantworteten
Mit welchen konkreten Herausforderungen kämpfen Schweizer Fertigungsunternehmen und welche Strategien helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben?
Swissmechanic
Schweizer Fertigungsunternehmen stehen derzeit vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Zu den zentralen Problemen gehören:
Fachkräftemangel: Der Mangel an qualifizierten Fachkräften im technischen Bereich belastet viele Betriebe. Insbesondere in der MEM-Branche fehlt es an Nachwuchs, der die notwendigen technischen und digitalen Kompetenzen mitbringt.
Dagegen helfen Investitionen in die duale Bildung, Weiterbildungsprogramme und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Fachhochschulen und Berufsbildungszentren. Zudem müssen wir die MEM- und verwandten technischen Berufe attraktiver machen. Dies wird uns mit der Initiative aus der Bildungsrevision Futuremem in Partnerschaft mit Swissmem gelingen.
Steigende Produktionskosten: Die Schweiz ist bekannt für ihre hohen Produktionskosten, was den Wettbewerb insbesondere gegenüber Ländern mit günstigeren Lohnstrukturen erschwert. Der Schlüssel liegt in der Effizienzsteigerung durch Automatisierung und Digitalisierung. Mit innovativen Technologien wie Robotik, Künstlicher Intelligenz und Predictive Maintenance können Unternehmen ihre Produktionskosten senken und gleichzeitig die Qualität sichern. Die Innoteq 2025 wird sicher eine Gelegenheit für die Branche darstellen, diese Trends und Lösungsansätze zu entdecken.
Globale Spannungen: Die anhaltenden internationalen Spannungen führen zu Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten, was die Planungssicherheit beeinträchtigt. Ebenso führen die politischen Spannungen zu wirtschaftlichen Nebeneffekten (Stichwort: Strafzölle).
Als Strategie schlagen wir eine Diversifizierung der Lieferketten und einen verstärkten Fokus auf regionale Beschaffung vor, damit die Abhängigkeit von einzelnen Märkten reduziert wird. Auch die Entwicklung von strategischen Partnerschaften mit Lieferanten ist essenziell - ebenso wie die Offenheit für neue Export-Märkte.
Nachhaltigkeitsanforderungen: Die steigenden Erwartungen an umweltfreundliche und klimaneutrale Produkte erhöhen den Druck auf Unternehmen, ihre Prozesse anzupassen und neu zu zertifizieren. Für unsere 1‘300 Mitglieder, die hauptsächlich KMUs sind, bieten wir Lösungen an, die es ermöglichen, effizient und mit kleinem Aufwand diese Richtlinien umzusetzen. Da sind insbesondere die Verbände gefragt. Wir müssen uns einsetzen, damit unsere Mitglieder massgeschneiderte Lösungen, in Zusammenarbeit mit externen Partnern, aufbauen können.
Digitalisierung und Technologiewandel: Viele unserer KMUs kämpfen mit der Integration moderner Technologien und der Anpassung an die Anforderungen der Industrie 4.0. Swissmechanic unterstützt seine Mitglieder dabei, digitale Lösungen zu implementieren, Prozesse zu modernisieren und Mitarbeiter entsprechend weiterzubilden. Es braucht eine klare Strategie für die Digitalisierung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Betriebe zugeschnitten ist.
Swissmem
Die aktuellen Herausforderungen sind vielfältig, komplex und anspruchsvoll. Sie beginnen mit der schwierigen Marktsituation in Europa. Sie ist tiefgreifend und von grossen Unsicherheiten geprägt. Das betrifft insbesondere die Automobilindustrie sowie die damit verbundenen Branchen und Lieferketten.Viele Firmen schaffen es zudem nicht, die Digitalisierung zu monetarisieren.
Obwohl Lösungen existieren, erreichen sie keinen erkennbaren Mehrwert und verfehlen es, die Rentabilität zu steigern. Sehr hemmend wirken auch die ausufernden Regulierungen der EU aus (AI Act, Data Act, Cyber Resilience Act), welche teils durch länderspezifische Regeln noch überlagert werden. Sie behindern die Innovation sowie die Marktdurchdringung neuer Lösungen. Technologisch stellen im Übrigen die zunehmende Komplexität und die grosse Dynamik eine immer höher werdende Hürde dar – insbesondere für KMU.
Die technologischen Herausforderungen sind nur noch mit gezielten Kooperationen zu bewältigen. Solche Partnerschaften werden immer mehr zu einem zentralen Erfolgsfaktor. Chancen bieten auch die integrierende Automation der gesamten Fertigungskette. Hier sind zeitnah intelligente und vorausschauende Investitionen notwendig.
Die Firmen der Schweizer Tech-Industrie sind es sich aber gewohnt, mit schwierigen Situationen umzugehen. Agilität, Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft gehörten stets zu den Stärken der Branche. Mit diesen Tugenden werden die Unternehmen einen Weg aus der zurzeit schwierigen Situation finden.